LESUNG 1 RESONANZ  

report-D, Internetzeitung, Kunstkritik von Birgit Kölgen,  Düsseldorf, 23. Juni 2019

Die Wirkung des Wortes


Überhaupt ist viel Heiterkeit in den Schriften des Amerikaners, der über die „Nowhere-ness“ seiner verregneten Heimatstadt Portland in Oregon schreibt, wo man sich schon über „dry grey days“, trockene graue Tage, freut und versucht, den Winter zu genießen „mit Kaffee und Bier und Pinot Noir und Büchern und Freunden“. 


Mit Leichtigkeit verbindet Oates das Erhabene mit dem, was er „deep present“, die tiefe Gegenwart, nennt. Er erzählt von seiner alten Mom, die vor dem Fernseher sitzt und für ihren Sohn den Ton der ständig flimmernden, reaktionär lamentierenden Fox-News abdreht. Und er analysiert die amerikanische Kunst, die eigene Schuld zu verleugnen und sich als „God-blessed-America“ grundsätzlich moralisch 

überlegen zu fühlen, während die Germans die Wahrheit ans Licht geholt haben und sich ihrer historischen Schuld immer noch schämen – wie Johanna Hansen auf ihren Spaziergängen durch Paris, wenn sie an Krieg und Holocaust erinnert wird.


Was hilft, ist, so Oates in seinen Briefen, ist „das Gewicht des Unsichtbaren, die Wirkung eines Wortes“. Denn: „Wie wir denken, so handeln wir, und so wird die Welt“. Johanna Hansen beschwor das Leben als schöpferisches Prinzip: „Als Gesang gegen den Tod.“ Und dann spielte wieder das Saxophon von Christina Fuchs, und der Tag fühlte sich gleich viel besser an


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